20.03.2025
20. Bensberger Gespräche: Zivilgesellschaft als Schlüssel für eine stabile Weltordnung
Die 20. Bensberger Gespräche zeigten eindrucksvoll, wie zivilgesellschaftliches Engagement zur Stabilität und Resilienz von Demokratien beiträgt.

Bei den 20. Bensberger Gesprächen stand die Rolle der Zivilgesellschaft im Mittelpunkt der Diskussion über die Zukunft Deutschlands in einer neu zu verhandelnden liberalen Weltordnung. Dr. Christian Johann, Direktor der Europäischen Akademie Berlin, beleuchtete in seinem interaktiven Vortrag, warum zivilgesellschaftliches Engagement essenziell für die Stärkung demokratischer Strukturen ist – national wie international.
Die Zivilgesellschaft als eigenständige Kraft
Zu Beginn des Vortrags lud Johann die Teilnehmenden zu einem Brainstorming ein: „Was verbinden Sie spontan mit dem Begriff ‚Zivilgesellschaft‘?“ Schnell wurde klar, dass der Begriff vielfältig interpretiert wird. Johann schlug eine pragmatische Definition vor: Zivilgesellschaft umfasst Organisationen und Initiativen, die unabhängig von Staat und Markt agieren – von NGOs über Protestbewegungen bis hin zu Einzelpersonen, die sich für gesellschaftlichen Wandel einsetzen. Besonders bemerkenswert: Rund 80 Prozent der deutschen NGOs arbeiten in der internationalen Zusammenarbeit, was die globale Verantwortung zivilgesellschaftlicher Akteure unterstreicht.
Interaktives Lernen und beeindruckende Beispiele
Um die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Organisationen greifbar zu machen, nutzte Johann ein interaktives Quiz. Die Teilnehmenden testeten ihr Wissen über Mitgliederzahlen, Budgets und Einflussbereiche deutscher NGOs – und waren oft überrascht von der Tragweite dieses Engagements.
Anhand verschiedener Erfolgsbeispiele zeigte Johann zudem, wie Zivilgesellschaft weltweit demokratische Strukturen stärkt:
- Die Anti-Landminen-Kampagne, die in Kooperation mit militärischen Akteuren wie der Bundeswehr erfolgreich zur Minenräumung beiträgt.
- „Fridays for Future“, eine globale Jugendbewegung, die politischen Druck für Klimaschutzmaßnahmen erzeugt.
- Das Projekt „OBMIN“, das zivilgesellschaftliche Akteure in der Ukraine unterstützt.
- Die Deutsch-Taiwanische Dialogplattform (DTDP), die den Austausch zu politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen zwischen Deutschland und Taiwan fördert.
Diese Initiativen zeigen, dass zivilgesellschaftliche Akteure nicht nur nationale Demokratien stärken, sondern auch auf die internationale Ordnung Einfluss nehmen.
Zwischen Herausforderung und Zuversicht
In der anschließenden Diskussion wurden auch die Schwierigkeiten für zivilgesellschaftliches Engagement in der aktuellen geopolitischen Lage thematisiert. Dennoch betonte Johann seine Zuversicht: Wo Zivilgesellschaft aktiv ist, tragen ihre Akteure zur Stabilität und Resilienz von Demokratien bei. Gleichzeitig sei die Situation der Zivilgesellschaft ein Frühindikator für die Gesundheit einer Demokratie: Gerät die Zivilgesellschaft unter Druck, ist auch die Demokratie gefährdet.
Mehr zur Veranstaltung auf https://www.bpb.de/veranstaltungen/reihen/bensberger-gespraeche/560388/vortrag-zuversicht-zivilgesellschaft-und-die-zukunft-deutschlands-in-einer-neu-zu-verhandelnden-liberalen-weltordnung/