Globale Bühne für Dialog und Vernetzung

Vom 11. bis 13. April 2025 fand in Antalya (Türkei) die vierte Ausgabe des Antalya Diplomacy Forum (ADF) statt – ein hochrangiges Treffen von politischen Führungspersönlichkeiten, Diplomaten, Vordenkern und Wissenschaftlern aus aller Welt [antalyadf.org]. Unter dem Motto „Reclaiming Diplomacy in a Fragmented World“ (Diplomatie in einer zersplitterten Welt zurückgewinnen) kamen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 148 Ländern zusammen, darunter 19 Staats- und Regierungschefs sowie 52 Außenminister [trt.global]. Diese breite Zusammensetzung – von Entscheidungsträgern über Wirtschaftsexperten bis zu Vertretern von Medien und Zivilgesellschaft – machte das Forum zu einer einzigartigen Plattform, um globale Herausforderungen im Dialog anzugehen.

Besonders der Globale Süden fand hier eindrücklich Gehör. Immerhin stellt er rund 85 % der Weltbevölkerung, trägt aber erst etwa 40 % zur globalen Wirtschaftsleistung bei​ [dailyexcelsior.com]. Foren wie das ADF bieten somit eine wichtige Gelegenheit für Vernetzung und Austausch über Kontinente hinweg. So erhielten im Vorjahr 2024 beim ADF in Antalya sogar Länder wie Venezuela, Kuba und Iran – Staaten, die sonst oft von internationalen Diskussionsrunden ausgeschlossen sind – eine seltene diplomatische Bühne [​trt.global]. Solche Beispiele zeigen, wie das Forum Brücken schlägt und Dialogräume öffnet – auch wenn es um schwierige Gespräche und Partnerschaften geht.

Auch Christian Johann, Direktor der EAB, nahm am ADF 2025 teil. Durch seine Teilnahme unterstrich die EAB die Bedeutung dieses weltumspannenden Austauschs für die europapolitische Bildungsarbeit. In den Diskussionsrunden des Forums wurde deutlich, wie dringend die Weltgemeinschaft angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen, sozialer Ungleichheiten und globaler Krisen auf Dialog angewiesen. Gleichzeitig stimmte die Atmosphäre optimistisch: Immer wieder zeigte sich, dass diplomatischer Brückenbau Erfolge erzielen kann. So ebnete etwa ein erstes Treffen zwischen den Außenministern der Ukraine und Russlands beim ADF 2022 den Weg für ein Getreideabkommen, das eine globale Ernährungskrise abwenden half​. Solche Fortschritte geben Anlass zur Hoffnung, dass Gespräche – einmal in Gang gebracht – tatsächlich Gräben überwinden können. Dass es dennoch keine substantiellen weiteren Schritte in Richtung Frieden zwischen dem Angreifer Russland und der Ukraine gegeben hat, ist bedauerlich.

Zwischen Dialog und Dilemma: Politische Spannungen im Gastgeberland

Die Tage vor dem Forum waren von innenpolitischen Spannungen überschattet: Die Verhaftung des populären Bürgermeisters von Istanbul, Ekrem İmamoğlu, führte landesweit zu Protesten – und zu einer diplomatischen Welle der Zurückhaltung. Zahlreiche Teilnehmer, darunter hochrangige Vertreter der Europäischen Union, sagten ihre Teilnahme kurzfristig ab. Ein nachvollziehbarer und verständlicher Schritt im Angesicht einer innenpolitischen Eskalation, die rechtsstaatliche Grundsätze berührt. Zugleich verdeutlicht diese Reaktion die schwierige Lage, in der sich die EU und auch Deutschland befinden: Einerseits will man konsequent für Demokratie und Menschenrechte eintreten, andererseits sind Foren wie das Antalya Diplomacy Forum wichtige Orte des Austauschs – gerade in geopolitisch herausfordernden Zeiten.

Türkei als strategisches Drehkreuz zwischen den Kontinenten

Dass das Diplomatieforum in Antalya stattfindet, ist kein Zufall: Die Türkei positioniert sich außenpolitisch strategisch als Drehkreuz zwischen Asien, Europa und Afrika – geografisch wie geopolitisch. Ankara nutzt seine einzigartige Lage und historische Rolle, um den Austausch zwischen verschiedenen Regionen zu fördern. Das ADF, ausgerichtet vom türkischen Außenministerium unter Schirmherrschaft von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, unterstreicht diesen Anspruch und hat sich in vier Jahren als wichtiger werdende Drehscheibe der Diplomatie etabliert​. Hier treffen Nachbarn, Rivalen und Partner an einem neutralen Ort aufeinander, um jenseits verfestigter Fronten ins Gespräch zu kommen.

Die Türkei untermauert ihre Brückenfunktion zudem durch aktives Engagement in internationalen Gremien und Organisationen sowie durch Investitionen und Kooperationen mit Partnern weltweit. So hat Ankara in den letzten zwei Jahrzehnten seine diplomatische Präsenz in Afrika massiv ausgebaut – von nur 12 türkischen Botschaften im Jahr 2002 auf mittlerweile 44 Botschaften auf dem afrikanischen Kontinent​gisreportsonline.com. Gleichzeitig pflegt die Türkei ein dichtes Netzwerk in Bündnissen wie den Vereinten Nationen, der NATO, der G20 und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit. Diese Initiativen festigen das Bild der Türkei als aufstrebende Mittelmacht, die zwischen dem globalen Norden und Süden vermitteln will. Entsprechend bot das Antalya Diplomacy Forum auch den Rahmen, um etwa die türkisch-afrikanischen Partnerschaften zu vertiefen und neue Allianzen zu schmieden​. Indem Ankara Dialog statt Konfrontation fördert, präsentiert es sich selbstbewusst als Brücke in einer geteilten Welt – ein Rollenverständnis, das durch das Forum greifbar wird.

Brücken bauen – in der Diplomatie und in der Bildungsarbeit

Über allem stand bei der diesjährigen Konferenz das Leitmotiv „Brücken bauen“. Die Vielzahl an Teilnehmenden und Perspektiven in Antalya führte vor Augen, dass Gespräche Partner von allen Ufern brauchen – das gilt für die hohe Diplomatie ebenso wie für die europapolitische Bildungsarbeit. So wie Nationen auf neutralem Boden den Dialog suchten, verbindet auch die EAB in ihrer Bildungsarbeit unterschiedliche Ufer der Gesellschaft und Europas, um Verständigung zu ermöglichen.

Das Antalya Diplomacy Forum 2025 hat gezeigt, wie Diplomatie in einer fragmentierten Welt neues Vertrauen schaffen kann. Trotz mancher erschütternder Befunde über den Zustand der internationalen Beziehungen überwog am Ende ein vorsichtig optimistischer Ton. „Reclaiming Diplomacy in a Fragmented World“ – dieses Motto blieb nicht nur ein Slogan, sondern spiegelte sich in konkreten Begegnungen wider. Durch das Brückenbauen zwischen Regionen, Ideologien und Interessen vermittelte das Forum eine zuversichtliche Botschaft: Selbst in einer zerrissenen Welt können gemeinsame Anstrengungen und offener Dialog Wege zueinander bahnen.

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